GÄSTE

ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis

Johannes M. Hedinger
Gründer Com&Com, ZHdK & Universität Köln

Donnerstag, 28.4.16, 18.00

Der neue Künstler. Vom autonomen Kunstschaffenden zum Künstler 4.0

Die modernistischen westlichen Konzepte des „Künstlers“ befinden sich im Zuge von Globalisierung, Transkulturalisierung und Digitalisierung im Wandel. Was bedeutet es, in einer hybriden, vernetzten Welt und in einem unüberschaubar komplexen Kunstsystem Künstler zu sein? Wie arbeiten Künstler heute? Den autonomen Künstler scheint es heute je länger je weniger zu geben (wenn es ihn denn je gegeben hat). Zunehmend wurde er Teil der erweiterten Kreativwirtschaft und Kreativgesellschaft. L’art pour l’art ist abseits der Sammlerszene eine aussterbende Spezies, Hybrid-, Kollaborations- und Kooperations-Künstler hingegen sind im Aufschwung. Dies führt zu einer Vielzahl an neuen Labels und Künstlertypen, z.B. Dienstleistungskünstler, Unternehmerkünstler, Netzwerkkünstler, Sozialarbeiter, (Artistic) Researcher, Hacker, Artivist u.a.  Anhand der eigenen künstlerischen und forschenden Praxis zeigt Johannes M. Hedinger neueste Tendenzen des gewandelten Bild und Selbstverständnis der zeitgenössischen bildenden Künstlerin/Künstler auf.

Johannes M. Hedinger ist Künstler, Kurator, Kunstwissenschaftler, Filmemacher, Publizist und Dozent, ausserdem Gründer von Com&Com, Alps Art Academy, HEBO, Methods of Art, whtnxt.net. Studium der Bildenden Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste sowie an der University of California Los Angeles UCLA. Zweitstudium der Kunstgeschichte, Cultural Studies, Filmwissenschaft und Germanistik an der Universität Zürich und an der Humboldt Universität Berlin sowie Nachdiplomstudien in Strategischem Marketing an der Universität der Künste Berlin und Doktorstudien an der Universität Lausanne. Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Universität zu Köln. Gründer und Leiter der Alps Art Academy. Hedingers künstlerisches Werk wird insbesondere als Teil von Com&Com international gezeigt (9 Biennalen, u.a. Biennale Venedig). Zu den bekanntesten Werken zählen Mocmoc (2003-08), Bloch (seit 2011) und Point de Suisse (seit 2014).

 

Stefan Klauser
Project Leader „Digital Society“, Computational Social Sciences COSS, ETH Zürich

Freitag, 29.4.16, 18.00

Digitale Revolution – Eine Suche nach dem Menschlichen

Gigantische Umwälzungen kommen durch die Digitalisierung auf uns zu. Treibende Kräfte sind das Internet der Dinge und die künstliche Intelligenz. Damit wird es möglich, Objekte und Maschinen sozusagen mit Sinnen auszustatten, mit denen sie adaptiv auf die Umgebung reagieren können. Letzten Endes wird es möglich sein, selbstorganisierende Systeme zu schaffen. Eigentlich erleben wir die Entstehung einer Ökonomie 4.0 und einer Gesellschaft 4.0. Beide werden sich stark von dem unterscheiden, was wir heute kennen. Sehr viele der heutigen Arbeitsplätze werden verschwinden. Alles wird auf den Prüfstand gestellt, alle Branchen, alle Institutionen. Es wird einen massiven Umbruch in der Art und Weise geben, wie unsere Gesellschaft organisiert ist. Eine riesige Herausforderung, sicherlich. Aber ist ei solcher Wandel letzten Endes gar erforderlich, um wirklich grosse Probleme wie den Klimawandel überhaupt bewältigen zu können? Die Frage darf auch gestellt werden, wo denn der Platz des Menschen – oder des Menschlichen – sein wird? Maschinen überholen uns nicht nur bei Rechen- oder Erinnerungsaufgaben. Maschinen werden auch in die kreativen Bastionen vordringen. Was bleibt dann noch für uns Menschen?

Stefan Klauser ist ursprünglich Politik- und Filmwissenschaftler. Nach seinem Masterabschluss war er beim Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten EDA, u.a. im Office for Science, Technology and Higher Education der Schweizerischen Botschaft in Washington D.C. tätig. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wechselte Stefan Klauser ins Wirtschaftsdepartement. Sein Aufgabengebiet umfasste u.a. die Konzeption und Umsetzung internationaler Innovationsinitiativen und die Vertretung der Schweiz im Global Science Forum der OECD. Seit Februar 2016 ist Stefan Klauser am Lehrstuhl für Computational Social Science COSS der ETH Zürich für die Leitung des Projekts „Digital Society“ zuständig. Übergeordnetes Ziel ist es, die Grundlagen einer neuen digitalen Gesellschaft zu erarbeiten. Diese soll fähig sein, durch die Nutzung von Daten, künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge zu einem partizipativen, dezentralisierten Innova-tionsökosystem beizutragen, das zugleich friedenserhaltend und ökonomisch sowie ökologisch nachhaltig ist.  

 

Prof. Dr. Heidrun Friese
Sozialanthropologin
Freitag, 29.4.16, 13.00
Inputreferat im Themenblock Soziale Räume & neue soziale Praxis

Prof. Dr. Heidrun Friese, Sozialanthropologin, lehrt Interkulturelle Kommunikation an der TU Chemnitz. Ihre Forschungsinteressen umfassen (kulturelle) Identitäten, Zeit, Geschichte und Gedächtnis, Raum und Grenzen, Gastfreundschaft und Freundschaft, Migration ohne gültige Papiere (sans-papiers), transnationale Netze und digitale Anthropologie.

 

Grandhotel Cosmopolis Augsburg
Freitag, 29.4.16, 13.00
Inputreferat im Themenblock Soziale Räume & neue soziale Praxis

Grandhotel als Lebensraum: Zwischen Utopie und Wirklichkeit

Wie gestalten wir Interaktionen, die zwischen unterschiedlichen Realitäten vermitteln? Wie können wir an etwas arbeiten, was über die Vorstellungen Einzelner hinausreicht, also Zusammenarbeit zustande bringt? Soziale Plastik ermöglicht Entfaltungsfreiheit und Selbstbestimmung in der Formung von Gesellschaft. Gesellschaft, die offen ist – veränderlich. Das Grandhotel Cosmopolis spannt einen Raum auf, der sich nicht über Mauern zur Begrenzung des Denkens und Handelns definieren lässt. Einen Raum zwischen Menschen. Wir kommen in Austausch um zusammen zu denken und zu handeln. Zusammen zu Sein.

Gespräch mit Susi Weber und Julia Costa Carneiro vom Grandhotel Cosmopolis Augsburg.

Grandhotel Cosmopolis, *2011, Juli 2012 Vereinsgründung, Juli 2013 Einzug der ersten BewohnerInnen, Oktober 2013 Hoteleröffnung.
Kunstprojekte: Veranstaltungsreihen, Interventionen, Aktionen: Mai/Juni 2012 Bayrischer Landtag mit Farhad Sidiqi, Oktober 2012 Baugenehmigung mit Gehirn. 2013 Helpers Days, Juli 2013 Protest Test, August 2013 Friedensakademie mit Spokn Chain, September 2013 Gast Freund Schafft (Intolleranza 1960), Oktober 2013 Grandhotel Cosmopolis Ouvertüre, November 2013 going beyond my borders – Reform it, Dezember 2013 Feuer, Punsch & Protest, Dezember 2013 Hammer A(u)ktion, Juli 2013 Rumi`s Lovetuner, Mystique, Magdeburg, Juli 2014 Erzählwerkstatt – Stories make Art, Juli 2014 Standing on the Shoulders of Giants Parcours, Juli 2014 Grand Beauty Salon, September/Oktober 2014 Überwunden: the Art of Killing (Lukas Houdek), Spuren Stopy (Jitka Mraskova), Interaktives Fotostudio (Michaela Kfir, Lukas Houdek), Human Trafficking/…/….(Susa Gunzner/Stef M. Frölich). Februar 2015 Why civil resistance works, ab Januar 2015 Die Wirtschaft ist im Keller, Juli/August 2015 Grandhotel Cosmopolis Peace Conference, ab Januar 2015 Gepäckbeförderung, März 2016 Refurental, Hate free DOX Prag 2016
Preise: November 2012 Miteinander, 2012/2013 Start Social-Stipendium, Bundessieger in der Kategorie Gesellschaft und Auszeichnung zum »Ort der Ideen« des Wettbewerbs »Deutschland – Land der Ideen«, Oktober 2013 zweiter Platz beim Augsburger Zukunftspreis für Nachhaltigkeit, Zeitsichtpreis für die „Soziale Plastik“ 2015, Grüne Palme Geo Saison 2016.

 

Maria Sjofn Dupuis Davidsdottir
Designerin, Island
Freitag, 29.4.16, 13.00
Inputreferat im Themenblock Soziale Räume & neue soziale Praxis

“Vatnavinir” Design and Nature

When presented with powerful experiences of nature, we feel a connection to the world and experience ourselves as part of a larger whole.  Interpretations of shapes and spaces are examined, as are light, texture, proportion and contextual relationships with the environment and nature.

Born in Reykjavik, Iceland, Maria Sjofn is educated in Industrial Design from I.E.D., Madrid, Master of Arts in Design from Domus Academy in Milan and MA. dipl. in Art education from Iceland Academy of Arts in Reykjavik. She has been based in Reykjavik, Madrid, Milan and London working on her designs and art creations. Several of her Design and Artwork have been nominated, awarded, published and exhibited in Iceland, throughout Europe and USA. Currently she is back to the roots in 101 Reykjavik working as a Designer/Artist, developing her artistic and design processes by layering research, which are strongly influenced by Icelandic Nature.

 

Lodovica Guarneri
Designerin, Fictional Collective, Niederlande
Freitag, 29.4.16, 15.30
Inputreferat im Themenblock Position zum postindustriellen Gegenstand

Framing the obvious

From street music to Google Drive comments, how can we interpret the meaning of our obvious actions from a politcal perspective? Design is a cultural condenser and as such it could be used to represent our common knowledge and to generate political actions. As a young Italian, European and expat person I try to use this potential to build the imaginary of my generation from the issues we are currently facing. Going through some of my last projects and researches, the talk will focus on which resources could design identify, hack and use for its political purpose.

Lodovica Guarnieri is a researcher and multi disciplinary designer based in Eindhoven, NL. Her activity focuses on using different media to question the physical, digital and ideological architectures that surround us and define our space in the public realm. She obtained the Master Degree in Social Design at Design Academy Eindhoven in 2014 and she is currently working as a researcher for Van Abbemuseum in Eindhoven. In the meanwhile she develops projects with Fictional Collective, an international design collective focusing on design researches, exhibitions and publications.

 

Sotirios Bahtsetzis
Kunstwissenschaftler & freier Kurator, Athen & Berlin
Freitag, 29.4.16, 15.30
Inputreferat im Themenblock Position zum postindustriellen Gegenstand

Kunst als emanzipatorische Selbst-Pädagogik

Sotirios Bahtsetzis, geb. 1970, Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie an der TU Berlin. Promotion 2008 über Installationskunst. Seither freiberuflich tätig als Kurator zeitgenössischer Kunst, Autor, Berater und Lehrbeauftragter. Derzeit hält er einen akademischen Lehrauftrag für Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der American College of Greece und an der Hellenic Open University in Athen. Die jüngste kuratorische Arbeit konzentriert sich vorwiegend auf Gebiete von Art for Social Change und Innovationsökonomien (Project Artecitya, Goethe Institut Thessaloniki). Er schreibt kunsttheoretische Beiträge unter anderem für E-flux Journal und Afterimage.

 

Prof. Dr. Thomas Düllo
Prof. Für Verbale Kommunikation, Universität der Künste Berlin
Samstag, 30.4.16, 13.30

Die Agentschaft des Materials – zum Erkenntnispotenzial und zur Handlungsinitiative eigensinniger Dinge und abweichender Narrationen

Thomas Düllo ist seit 2009 Universitätsprofessur für Verbale Kommunikation/Text an der Universität der Künste Berlin mit den Arbeitsschwerpunkten: Kommunikationskulturwissenschaft, Text- und Narrationstheorie, Popular Culture, Writing Culture, Urban Studies, Wissen der Literatur, Ding-Forschung. Geschäftsführender Direktor des Studium Generale „Diversität im Dialog“ an der UdK Berlin. Seit 2015 Dekan der Fakultät Gestaltung. Studium der Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaft. Studiengangsleitungen „Angewandte Kulturwissenschaften“ (Münster) und „Cultural Engineering“ (Magdeburg). Lebt in Berlin. Autor und Co-Autor unter anderem von: Cultural Hacking. Kunst des Strategischen Handelns (2005), Kultur als Transformation. Eine Kulturwissenschaft des Performativen und des Crossover (2011), Strategie als Kultivierung. Grundlagen – Methoden – Prozesse (2015).

 

Christopher Dell
Urbanist & Komponist, Urban Design, HafenCity Universität Hamburg
Samstag, 30.4.16, 18.00

Position in the making

Dell berichtet über Arbeit und Form seines Instituts für Improvisationstechnologie (ifit). Sein Interesse gilt Praxen und Organisationsverläufen der zeitgenössischen Stadt. In disziplinübergreifenden Arbeitskonstellationen sucht Dell im Rahmen des ifit relationale Handlungsformen als Verfahren zu konzeptionalisieren und für Forschung und Gestaltung fruchtbar zu machen.

Prof. Dr. habil. Christopher Dell, ist Theoretiker, Musiker, Komponist und Kurator. Studium der Philosophe, Musik, Komposition und Organisationsentwicklung an den Universitäten Darmstadt, Hilversum, Rotterdam, Boston und Kaiserslauten. Er leitete das Studio für Improvisation an der Akademie für Tonkunst Darmstadt, war Dozent für Architekturtheorie an der Universität der Künste, Berlin. Zur Zeit lehrt Dell als Professor für Urban Design Theorie an der HafenCity Universität Hamburg. Eine Professur in dem Fach nahm er auch an der TU München wahr. Dell ist zudem Leiter des ifit, Institut für Improvisationstechnologie, Berlin. Im internationalen Kontext lehrte er u.a. an der Architectural Association, London, der University of the Witwatersrand Johannesburg, der Colombio University New York und der Academie for Bouwkunst, Arnhem.
Dell gilt laut Reclam Jazzlexikon als der führende Vibraphonist Europas, die FAZ nannte ihn den „grössten Vibraphontechniker der europäischen Jazzgeschichte“. Dell ist und war beteiligt an zahlreichen CD-Veröffentlichungen und Tournee, u.a. in Kanada, China, USA, Japan, Indien, Afrika, Südamerika. Seine Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Monographien: „Prinzip Improvisation“, Köln 2002, „Improvisations on Urbanity“, Rotterdam 2009, „Tacit Urbanism“, Rotterdam 2009, „Replaycity“, Berlin 2011 und „Die improvisierende Organisation“, Bielefeld 2012, „Ware:Wohnen!“, Berlin 2013 und „Das Urbane“, Berlin 2014.