affekt Magazin – Stadtfragmente

affekt Magazin erforscht urbane Bewegungen und Möglichkeiten

«One man’s imagined community is another man’s political prison.» – Arjun Apuddarai
affekt
 ist ein unabhängiges, nomadisches Magazin und widmet sich mit jeder Ausgabe einem neuen Thema. affekt erforscht die urbanen Bewegungen und Möglichkeiten, macht diese lesbar und zeigt Verbindungen innerhalb unserer Lebensräume auf.

Mit jeder Ausgabe schreiben wir einen neuen psychogeografischen Atlas, der zum subjektiven Entdecken, Erforschen und Hinterfragen des Städtischen einladen soll. affekt erzählt die kleinen Geschichten der Stadt und leistet damit einen universellen Beitrag zur urbanen Entwicklung.

affekt no. 1 – Die nomadische Stadt

«In einer Selbstbedienungswelt liegt der wahre Schlüssel zur Zukunft vielleicht darin, dass Grundbegriffe wie Kultur aufhören zu existieren. Niemand von uns ist tatsächlich noch von hier. Wir sind mehr oder weniger alle Touristen in Hawaiihemden.» – Nigel Barley

Im Jahr 2012 wurde die Rekordmarke von einer Milliarde – der weltweiten Tourismusaufkommen nach Anzahl der internationalen Reiseankünfte – erreicht. Dazu zählen nur diejenigen, die sich freiwillig für eine Reise entschieden haben. Circa 50 Millionen Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Rückkehrer, Asylsuchende und Staatenlose wurden dagegen im Jahr 2014 gezählt. Ob freiwillig als Tourist oder unfreiwillig als Flüchtling – niemals zuvor waren so viele Menschen mobil und unterwegs.

Die Mobilität und ihre unzähligen Technologien sind Ausdruck einer neuen postnomadischen Generation. Ein neuer Typus des globalen Menschen entsteht, der immer schon unterwegs ist und weiß, dass er an einem anderen Ort etwas Anderes zu sehen bekommt. Unsere globalisierte Welt vermischt und überlagert sich, unsere Räume werden verknotet, Bilder und Ideen verschmelzen, werden immer schneller ent-ortet und vernetzt. Und der Mensch wird immer stärker zum Subjekt der Mobilität. Unsere Lebensräume sind niemals nur vom Ankommen und Bleiben gekennzeichnet, sondern vielmehr vom Unterwegssein, von der Unrast. Es ist die Sehnsucht nach einem besseren Leben, welche die Gesellschaft in Bewegung versetzt. Ob Arbeitsmigranten, Flüchtlinge, Touristen oder digitale Vagabunden, ersichtlich ist, dass der Mensch durch die neoliberale Hetzjagd nach Kapital, in gewissermaßen dazu gezwungen wird, wieder Nomade zu sein. Dabei ist die Gefahr groß, dass die kulturellen und politischen Subjekte durch die Mobilität abhanden kommen und Orte nur zu flüchtigen Gefäßen werden. Dafür braucht es Instrumentarien, die das Recht auf einen Ort und dessen Gestaltung überhaupt erst ermöglichen, abhängig vom Aufenthaltsort und weniger von der Staatsangehörigkeit.

affekt macht sich auf die Suche nach Nomadischem. Wir begeben uns auf eine Reise in die nomadische Stadt, auf die Suche nach sozialen Räumen der Mobilität, nach Räumen die einen sesshaften und nomadischen Lebensstil ermöglichen oder verunmöglichen. Wir haben dabei stets den Blick auf die gesellschaftsverändernde Kraft dieser globalen Flexibilisierung und vor allem, welche Chancen und Prophezeiungen dieses Phänomen eröffnet.

affekt erscheint zum ersten Mal im Herbst 2015 und ist auf der Suche nach Ideen, Vorschlägen, TeilnehmerInnen oder Beiträgen.