Die ehemalige HyperWerk-Studentin Franziska Schüpbach ist freischaffende Illustratorin und hat kürzlich den Basler Kulturförderpreis 2020 erhalten. Wir gratulieren herzlich zu diesem grossen Erfolg!
«Ziska Bachwas ist eine scharfsinnige Chronistin des lokalen Alltags- und Kulturlebens. Sie lässt aus genauer Beobachtung heraus zeichnerische Welten entstehen, die ihre Erfahrung und Wahrnehmung wiedergeben», begründet die Jury ihren Entscheid. Ihre Inspiration holt sich Ziska Bachwas oft aus dem Freizeitbereich – etwa aus der Clubkultur oder der Snowboardszene. Dadurch kann sie pointierte Aussagen zu einer jungen, urbanen Lebenswelt treffen und verleiht ihnen so Sichtbarkeit. Ziska Bachwas zeichnet mit unerschöpflicher Energie und publiziert – gerade auf den sozialen Medien – mit hoher Frequenz. «Ihr Schaffen ist dadurch im Gleichklang mit dem Puls der Zeit», kommt die Jury zum Schluss.
Wir haben sie getroffen und ein bisschen mit ihr geplaudert.
Liebe Franziska Schüpbach, wer ist eigentlich Ziska Bachwas?
Ou, das ist eine schwierige Frage (lacht). Den Namen Ziska Bachwas habe ich vor langer Zeit in meiner ersten Saison als Snowboardlehrerin für Facebook erfunden, damit mir die Kinder, die ich unterrichtete, nicht immer Freundschaftsanfragen schickten. In meinem zweiten Jahr am HyperWerk begann ich, meine zeichnerischen Arbeiten auch mit diesem Namen zu unterschreiben – weil ich ihn eben doch bitzli cool fand, auch ein bitzli cooler als Franziska Schüpbach. Seither ist Ziska Bachwas mein Pseudonym, und ich zeichne unter diesem Namen. Es war nie eine bewusste Entscheidung dafür oder dagegen, aber irgendwann war es einfach zu spät, um den Namen zu wechseln, da mich die Leute schon unter diesem Namen kannten.
Womit beschäftigen sich deine Arbeiten und Illustrationen?
In meiner eigenen künstlerischen Praxis beschäftige ich mich häufig mit Erfahrungen und Eindrücken, die ich in meinem Privatleben sammle und dann in Illustrationen verarbeite. Zum jetzigen Zeitpunkt setze ich vor allem lose Beobachtungen in kleinere Skizzen und Serien um. Im Rahmen meiner Bachelorthesis am HyperWerk habe ich über längere Zeit zu einem Thema recherchiert. Für mich ist es besonders spannend, in verschiedene Lebenswelten einzutauchen, die nicht meine eigene sind. Ich vermisse diese Art von Arbeit, aber leider fehlt mir dazu gerade die Zeit.

Die Bachelor-Thesis von Franziska Schüpbach ist ein politisches Wimmelbild, das sich für die Sichtbarkeit von queeren Frauen einsetzt.
Du hast kürzlich den Kulturförderpreis Basel 2020 gewonnen. Wir gratulieren dir herzlich! Was war das für eine Erfahrung?
Vielen Dank! Ich wusste ehrlich gesagt nicht, dass es diesen Preis gibt. Ich habe irgendwann einen Anruf erhalten und wusste zu Beginn gar nicht, worum es geht (lacht). Es ist eine sehr schöne Erfahrung, und ich bin sehr dankbar für die grosse Wertschätzung, die ich dadurch erhalten habe. Der Preis gibt mir eine Sicherheit, dass ich als Illustratorin auf dem richtigen Weg bin, und räumt Selbstzweifel aus dem Weg.
Hast du schon Pläne, was du mit dem Preisgeld von 10’000 Franken anstellen möchtest?
Wie vorhin angedeutet, vermisse ich es, Zeit für ein grösseres Projekt zu haben. In mir gibt es den Wunsch, ein Buch zu gestalten und diese mir noch unbekannte Form für meine Arbeit auszuprobieren. Mit dem Preisgeld werde ich mir also «Zeit kaufen» für die Recherche und Gestaltung eines grösseren Projekts.
Dein Studium am HyperWerk liegt nun zwei Jahre hinter dir. Wie hat es dich in deiner Laufbahn geprägt, und wie denkst du an diese Zeit zurück?
Das erste Jahr am HyperWerk war für mich ein ziemlicher Struggle – ich war etwas orientierungslos und habe Zeit gebraucht, um herauszufinden, was ich genau machen möchte. Ich habe trotzdem viele positive Erinnerungen daran, da ich sehr neugierig war und vieles ausprobieren konnte. Im zweiten Jahr habe ich dann das Zeichnen für mich entdeckt. Ab diesem Zeitpunkt war das Studium eine durchgängig wundervolle Erfahrung. Ich wusste, was ich machen wollte, und bin sehr gut darin unterstützt worden, meine Vorhaben auch in die Tat umzusetzen. Ich konnte mich am HyperWerk persönlich weiterentwickeln und habe Fähigkeiten erlernt, mit Menschen zusammen zu arbeiten, vernetzt zu denken und zu netzwerken. Ich hatte eine richtig gute Zeit!
Hast du ein persönliches Herzensprojekt, von dem du uns erzählen möchtest?
Ich arbeite im Winter zusätzlich als Snowboardlehrerin und Trainerin von jungen Freestyler*innen. Mir fällt auf, dass im Sport allgemein – aber besonders auch beim Snowboarden – Männer sehr viel sichtbarer sind als Frauen. Es gibt viele Männercrews und sehr wenige «reine» Frauencrews, die zusammen fahren gehen, sich gegenseitig motivieren und gemeinsam coole Sachen machen. Deswegen habe ich das Projekt «Support Your Local Girl Gang» ins Leben gerufen – eine fiktive, gezeichnete Frauengruppe, die ich auf Pullis und Sticker drucken liess. Dadurch sollen sich junge Frauen und Frauen allgemein ermutigt fühlen, sich zusammenzutun und sich in diesem Sport zu behaupten. Diesen Sommer liess ich die Pullis bereits zum dritten Mal produzieren und bin auf ein grosses – auch internationales – Interesse gestossen, da sich das Projekt in der gut vernetzen Szene schnell verbreitet. Das freut mich sehr.

Franziska Schüpbach fände es toll, mehr coole Frauencrews zu sehen, die zusammen fahren und filmen und diese Sportarten aus ihrer Sicht repräsentieren.
Danke Franziska für dieses Interview und deine Zeit!
Dir auch vielen Dank!
ziskabachwas.net
instagram.com/ziska_bachwas
Interview und Foto: Ivana Jović, 29. Oktober 2020
Lektorat: Ralf Neubauer