Eine Kultur der Zusammenarbeit

WIR HALTEN HAUS

35 Absolvent*innen des Instituts HyperWerk sind an der diesjährigen Diplomausstellung der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel mit einem Camp präsent und erlebbar, und zwar auf dem Vorplatz des Ateliergebäudes und in der nahen Umgebung im Freien.
Das Camp wird vom diesjährigen Abschlussjahrgang Diciassette gemeinsam entworfen, konzipiert, organisiert, konstruiert, gestaltet, getragen und durchgeführt. Insgesamt dauert es einen Monat, inklusive Auf-, Um- und Abbau. An der Realisierung sind auch Student*innen aus dem ersten und zweiten Jahr sowie Dozent*innen und Mitarbeiter*innen beteiligt. Ziel des Camps ist, sowohl unterschiedlichen Diplomanliegen eine Bühne zu verschaffen als auch gleichzeitig zu erproben, was die Kultur der Zusammenarbeit in der Praxis, also im realen Zusammenleben auf dem Campus, für Erkenntnisse, Methoden und Ideen für das zukünftige Zusammenleben und Zusammenarbeiten hervorbringt.

Position beziehen: Im Camp werden die eigene Haltung, inhaltliche Bezüge, Beziehungen untereinander in der gemeinschaftlichen Praxis erprobt und reflektiert. Es geht darum, gemeinsame Vorstellungen zu formulieren, Konflikte auszutragen und Verbündete für Anliegen zu finden.

Entscheiden: Wie wird in der Gemeinschaft entschieden? Durch Mehrheitsbeschlüsse oder Konsensprozesse oder durch Einander-aus-dem-Weg-Gehen? Wie kann ich einen Vorstoss für eine Idee machen? Gibt es einen Dorfrat? Wenn ja, wer ist darin vertreten?

Raum: Welche Arten von Räumen finden sich im Camp zusammen? Körperräume und poetische Räume, Ahnenhäuser, Badezimmer, Foren, Toiletten, Foyers, Esszimmer, Bühnen, Schlafzimmer…? Welche Räume sind öffentlich, welche halböffentlich, und was bedeutet privat in diesem Zusammenhang?

Infrastruktur: Welche Rolle spielt die Infrastruktur als Basis? Was muss sie leisten? Welche Elemente sollen beweglich, welche fix gebaut sein? Was für eine Bedeutung hat das Umbauen? Gibt es eine Suchbewegung im Tun, im Gestalten, im Transformieren? Wenn ja, wie wird sie dokumentiert und reflektiert.

Organisation: Welche Verantwortungsbereiche übernehmen die einzelnen Arbeitsgruppen, welche das Institut HyperWerk? Wie gestalten wir die verbindlichen Schnittstellen?
Welche Regeln geben wir uns? Hausordnungen, Ämtli – Rechte und Pflichten im Camp?
Beeinflusst die Organisation den Inhalt und umgekehrt?

Kommunikation und Wahrnehmung: Welche Ästhetik hat das Camp und warum? Wie kommunizieren wir? Wie laden wir ein? Welche Rollen erhalten Gäste? Wer darf im Camp wohnen? Ab wann ist man nicht mehr Gast? Wie ermöglichen wir Kontinuität und Tiefe im Austausch untereinander, aber auch mit dem Publikum?

Relationen, Methoden, Rollen: Welche Formen von Zukunftsvorstellungen adressieren wir? Und welche Methoden benötigen wir, um sie zu leben? Welche Rituale und Findungsprozesse soll es geben? Wie werden Beziehungen gepflegt? Wer hat im Camp welche Privilegien und weshalb? Was ist uns wertvoll? Und an wen soll dies in welcher Form weitergegeben werden?

Action: Was bedeutet das Aussprechen einer Idee, das Formulieren eines Anliegens, ein „Coming out“? Welche Hoffnungen wollen wir formulieren, und welche Ängste teilen wir? Können wir sie überwinden? Welche Praktiken bringen wir einander bei? Was für ein Care-Work braucht das Camp? Welche Gewohnheiten wollen wir verlernen?

Widersprüche: Hausbewohner*innen unter sich und im Kontakt mit Nachbar*innen werden Widersprüche produzieren. Wie gehen wir mit realen Interessenskonflikten um? Wie können Differenzen als produktive Energie genutzt werden, als Transformationskraft? Welche Regeln geben wir uns für diese Aushandlungsprozesse?

Sich exponieren: Sich exponieren heisst, seine Vorstellung zu teilen. Im übertragenen Sinne ist es auch die Möglichkeit, sich der eigenen Scham oder Unsicherheit zu ermächtigen.

Smuggling: Warum ist was sichtbar oder bewusst unsichtbar? Wie könnte eine bewusste Gestaltung von Sichtbarem und Unsichtbarem Sinn ergeben? Welche Möglichkeiten entstehen in der Dunkelheit?

Reflexion: Um zu verstehen, was wir tun, benötigen wir eine Dokumentationsmöglichkeit und gleichzeitig Personen, die uns einen Aussenblick zutragen. So werden blinde Flecken aufgedeckt und ungeahnte Wege eröffnet.

 

 

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