Aktuell reift im HyperWerk ein europäischer Forschungsantrag zur Heranführung der breiten Bevölkerung an Fragen der Wissenschaft heran. Wohin soll die europäische Reise gehen; welche Fragen sind uns denn für die Zukunft wichtig? Diese Klärung in einem demokratischen Prozess anzuregen und die dazu notwendigen Informationen zu vermitteln – darum geht es in dieser Projektausschreibung. Solch ein Antrag über mehr als drei Mio Euro ist arbeitsintensiv, und die Erfolgschancen sind kaum einschätzbar; doch was man damit auf jeden Fall gewinnt, ist eine erhebliche Projektdynamik. Es hilft immer, wenn man auf einen bestimmten Zeitpunkt hin ein Vorhaben derart präzise umschreiben muss, dass seine Kosten, Zielsetzungen, Terminpläne und Partner klar ausformuliert vorliegen. Attraktiv ist ebenfalls, dass man vor dem Hintergrund solch eines Antrags mit fremdem Geld hausieren darf, dass sich darüber sonst verschlossene Türen öffnen – denn wer macht nicht gerne mit bei einem konkreten Vorhaben, für das man Geld angeboten bekommt?
Wir wollen unseren Antrag nutzen, um unsere jahrelange Auseinandersetzung mit der Gestaltung geeigneter Formen und Inhalte der Arbeit im postindustriellen Zeitalter weiter zu vertiefen. Dieses Thema steht im Vordergrund der europäischen Problematik, und es wird in den nächsten Jahren kaum kleiner werden.
Als projektorientierter Studiengang will HyperWerk dieses existentielle Thema der kommenden Generationen und ihrer zukünftigen Arbeitsformen nicht rein theoretisch abhandeln, sondern auch bereits mit ersten Lösungsansätzen, Prototypen und Versuchsanordnungen faszinieren und provozieren.
Unser Vorhaben heisst playerpiano, nach dem Science-Fiction-Roman “Player Piano” des amerikanischen Schriftstellers Kurt Vonnegut aus dem Jahr 1952. Er handelt vom Verschwinden der manuellen und proletarischen Arbeit, die durch Automaten geleistet wird, und von den gesellschaftlichen und individuellen Konsequenzen am Ende des industriellen Zeitalters. Als Institut für postindustrielle Prozessgestaltung will HyperWerk diese vielerorts Realität gewordene Zukunftsvision mit einem alle fünf Jahre vorgesehenen Kongress in Mulhouse thematisieren, der erstmals im Mai 2017 stattfinden soll. Unser Ereignis soll übrigens zeitgleich zur documenta Kassel stattfinden, wovon wir uns etliche Synergien erhoffen.
Bereits jetzt laufen Vorbereitungen für unsere Veranstaltung an, und vielleicht werden sie demnächst durch eine Förderung unseres EU-Forschungsvorhabens auch finanziert werden. Im Juni 2014 hat eine erste Kontaktreise in das von einer erschreckenden Arbeitslosigkeit geprägte Detroit stattgefunden, wo wir führende VertreterInnen der “New Work”-Bewegung kennengelernt haben, die sich bereits seit 1974 mit kommenden Arbeitsformen befassen. Nicht zuletzt deshalb würden wir gerne eine Aussenstation in Detroit einrichten, wo man brauchbare Häuser für weniger als 10’000 Franken finden kann.