«… so können wir sagen, dass ein Akteur in einer komplexen Handlungssituation einem Schachspieler gleicht, der mit einem Schachspiel spielen muss, welches sehr viele (…) Figuren aufweist, die mit Gummifäden aneinander hängen, sodass es ihm unmöglich ist, nur eine Figur zu bewegen. Ausserdem bewegen sich seine und des Gegners Figuren auch von allein, nach Regeln, die er nicht genau kennt oder über die er falsche Annahmen hat. Und obendrein befindet sich ein Teil der eigenen und der fremden Figuren im Nebel und ist nicht oder nur ungenau zu erkennen.»
Dietrich Dörner, Die Logik des Misslingens (2011)
Movers & Shakers
Unsicherheit ist unser Spiel, das Gewässer, auf dem wir segeln.
Das HyperWerk zelebriert im Studienjahr 14/15 die Unsicherheit als Chance und Handlungsgrundlage. Denn genau das ist die Unsicherheit – die einzig verlässliche Handlungs- und Gestaltungsgrundlage, die wir haben.
Was früher zu funktionieren schien, zerbröckelt gerade vor unseren Augen. Werte, die etwas galten und auf die man sich verlassen konnte, sind plötzlich bedeutungslos. Die Ungewissheit über die Konsequenzen unseres Handelns lähmt. Ein Übermass an Sicherheit und Wohlstand ebenso. Wir machen uns auf die Suche nach neuen Handlungsfeldern und Gestaltungsfreiräumen, im ständigen Bewusstsein des Einflusses unseres Handelns auf andere Akteure. Und deren Einfluss auf uns. Wir ziehen den Kopf aus der Schlinge und nehmen die Fäden in die Hand. Wir ziehen andere mit, lösen Verbindungen auf, bilden neue Knotenpunkte, rütteln am Spielbrett.
Manchmal bewegen wir uns im Nebel, um etwas auszuhecken. Oder weil wir uns wieder mal verirrt haben. Die schleichende Vereinnahmung durch das Geflecht, in dem wir uns befinden, sehen wir als gestalterische Chance, Abhängigkeiten aufzubrechen.
Bestehende Regeln sind manifestierte Werte – wir begreifen sie als Gestaltungsmasse. Wir befreien uns aus der Paralyse, wagen den Schritt auf neues Terrain, sind unberechenbare Pioniere und Kartographen.