Öffentliche Online-Vorträge @assemble/reflect

Wir laden euch herzlich zu den öffentlichen Online-Inputs des Moduls assemble/reflect ein! Im Zeitraum vom 12. bis 25. Mai 2020 wird es zum Jahresthema kommit to conflict spannende Vorträge von unseren Gäst*innen Nushin Isabelle Yazdani, Pascale Schreibmüller, Malkit Shoshan, Mai-Anh Boger und Gabu Heindl geben.

Alle – ob intern oder extern – sind herzlich willkommen! Die Vorträge finden in Webex statt.


Design, Social Justice, AI
Vortrag und Gespräch (en/de) mit Nushin Isabelle Yazdani
12. Mai 2020 um 18.30h – 20.00h

Algorithmische Entscheidungssysteme reproduzieren sexistische, rassistische und weitere diskriminierende Strukturen, die in unserer Gesellschaft vorherrschen. Aber woran liegt das, und was kann man dagegen tun? Wie können wir uns für eine gerechte Welt mit Algorithmen einsetzen?

KI Tools, die Frauen in Bewerbungsprozessen automatisch aussortieren, die trans Personen misgendern oder Schwarze Menschen überproportional als Wiederholungstäter*innen einstufen, gehören mittlerweile zu unserer Realität. Immer häufiger werden Entscheidungsprozesse in algorithmische Systeme ausgelagert – denn Technik scheint nicht nur effizienter und somit profitabler, sondern auch objektiver als der Mensch. Aber ist sie das wirklich?


Über die Ent-wahrnehmung von Kategorien – Gedanken zur Intersektionalität
Vortrag und Gespräch (de) Pascale Schreibmüller
13. Mai 2020 um 16h – 17.30h

Intersektionalität kann ein Analyseinstrument sein, wenn wir gesellschaftliche Phänomene hinsichtlich ihrer Ursachen und Auswirkungen verstehen wollen.

Ende der 80er Jahre brachte Kimberlé Crenshaw den Begriff Intersektionalität in die differenztheoretische Diskussion ein, um zu verdeutlichen, dass sexistische und rassistische Diskriminierungserfahrungen Schwarzer Frauen häufig nicht zu trennen sind. Es geht somit um die Erkenntnis, dass Ungleichheit und Diskriminierungen von Menschen nicht nur eindimensional erklärt werden können. Es handelt von Kategorien, ihren Interdependenzen und ihr durchdrungen sein von Machtverhältnissen.

Die frühe Intersektionalitätsforschung richtet sich explizit gegen hegemoniale feministische Theorien. Sie zeigt auf, dass die feministische Theorie trotz ihres inklusiven Anspruchs von den Erfahrungen privilegierter, weisser Mittelschichtsfrauen ausgeht und die gesellschaftliche Situierung anderer Frauen dabei weitgehend unberücksichtigt lässt.

Der Input verhandelt den Begriff Intersektionalität kritisch und reflektiert ihn im Kontext von Wissensproduktion, Sprache und Identitätspolitik.

Pascale Schreibmüller, theoretisiert gerne im und um den queerfeministischen Kuchen. Sie wünscht sich eine Pluri-Konsonantität und träumt von der Neuerfindung der deutschen Sprache.


Design activism and Architecture as a Public Act
Vortrag und Gespräch (en) mit Malkit Shoshan
14. Mai 2020 um 19h – 20.30h

FAST works mostly in conflict-affected regions, where it attempts to make visible marginalized voices and counter power narratives.

FAST projects promote social and environmental justice by approaching design as a form of activism. The lecture by Malkit Shoshan, FAST’s director, will focus mostly on FAST’s long-term research and design project BLUE: Architecture of UN Missions. In the talk, Shoshan will explain how FAST develops methodologies for research, engagement and design, and propose interventions that challenge cultural-, disciplinary- and institutional boundaries. 

Malkit Shoshan is a researcher, author, and designer. She is the founding director of the Foundation for Achieving Seamless Territory (FAST), an Amsterdam- and NY-based think-tank that develops projects on the intersection of architecture, urban planning, and human rights. Shoshan is also the Area Head of Art, Design, and the Public Domain Master in Design Studies at Harvard Graduate School of Design, where she teaches courses such as Architecture of Peace, Spaces of Solidarity, Design for Decentralization, and Interdisciplinary Arts and Design Practices.


Inklusion, Ermächtigung, Dekonstruktion, Normalisierung
Vortrag und Gespräch (de) mit Mai-Anh Boger 
15. Mai 2020 um 19h – 20.30h

In der Theorie der trilemmatischen Inklusion werden zweierlei Dinge sichtbar: Einerseits dient sie dazu, gängige Konflikte zwischen verschiedenen Verständnissen von Anti-Diskriminierung und Diversity besser zu verstehen. Andererseits zeigt sie auf das große Potential ästhetischer Bildung in inklusiven Designs und künstlerischen Repräsentationsformen, das genau darin liegt, diese Widersprüche auf andere Weise verhandeln zu können.

Mai-Anh Boger ist von Haus ist Inklusion- und Behindertenpädagogin. Sie arbeitet zu Politischer Philosophie und Philosophien der Alterität und Differenz. Derzeit vertritt sie eine Professur an der Universität Leipzig


Stadtkonflikte. Radikale Demokratie im urbanen Raum
Vortrag und Gespräch (de) mit Gabu Heindl
25. Mai 2020 um 18.00h – 19.30h

Im Stadtraum wird Politik gemacht: durch Gentrifizierung und Abschottung, durch autoritäre Sicherheitsmaßnahmen und Anpassung an Investment-Interessen. Und es wird Gewinn gemacht: mit Wohnungsnot, mit Betongold, mit urbanem Raum als Kapitalanlage.

Vor diesem Hintergrund erörtert Gabu Heindl, wie eine Politik in der Stadt aussehen kann, die an Demokratie und Solidarität orientiert ist: als Bau- und Planungspolitik sowie immer auch als Politik der Konfliktaustragung, als Architekturtätigkeit, die sich kritisch positioniert und Allianzen mit sozialen Bewegungen eingeht. Zwischen Theoriebegriff und eingreifender Praxis geht es im Sinn radikaler Demokratie, gerade in der Krise der Demokratie deren Räume und Spielräume nicht nur zu verteidigen, sondern auszubauen.

Gabu Heindl ist promovierte Architektin, Stadtplanerin und Aktivistin in Wien. Ihr Architekturbüro GABU Heindl Architektur legt den Schwerpunkt auf 

öffentlichen Raum, öffentliche Bauten, leistbares Wohnen und kollaborative Bauvorhaben. Zahlreiche internationale Vorträge und Publikationen, u.a. Building Critique. Architecture and its Discontent (Heindl, Klein, Linortner, Hg., 2019) sowie Stadtkonflikte. Radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung, 2020. Sie unterrichtet als Unit Master an der AA London und ist Visiting Professor an der Sheffield University.