Eine Bäckerära geht zu Ende. Wie man einer leerstehenden Bäckerei wieder Leben einhauchen kann, davon erzählen HyperWerk-Alumnis.Freitag, 10 Uhr, in Basel. Es ist ein sonniger Tag und viele Leute sind unterwegs. In Kleinbasel, genauer gesagt an der Riehentorstrasse 18, befindet sich eine traditionsreiche Bäckerei im Umbruch. Das Schaufenster ist mit weisser Farbe bestrichen. «KULT» steht drauf. Drinnen treffen zwei HyperWerk-Neulinge die HyperWerk-Alumnis Felicia Schäfer und Leon Heinz sowie die Literatur- und Theaterwissenschaftlerin Lea Gessler. Die drei Freunde stehen inmitten des Planens und Umsetzens der Bäckerei KULT. Voreröffnung wird am 4. Dezember sein, so viel ist klar.
Ursprünglich sollten Felicia und Leon als Gründer der Internationalen Gastronautischen Gesellschaft der vorherigen Bäckerei helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Doch bevor sie den Job antreten konnten, kam alles ganz anders. Die Besitzer gaben auf. «Die Bäckerei ist zu uns gekommen», so Leon zum darauffolgenden Angebot, die gesamte Bäckerei zu übernehmen. Während sich andere bei Restaurant- und Bareröffnungen austoben, gibt es noch keine Bäckerei in Basel, die sich gestalterisch von anderen abhebt. Diese Herausforderung haben die drei Gastronauten angenommen. Die Bäckerei soll wieder leben – und nicht nur dadurch, dass in der Nacht wieder gebacken und am Morgen wieder Brot eingekauft werden kann. Sie soll von den Leuten und ihren Ideen leben. Die Bäckerei KULT soll ein Treffpunkt werden, wo man sich über Brot unterhalten kann, Rezepte austauscht und testet, wo man nicht nur Brot einkauft sondern auch backt, wo ein Autor zum Thema Brot liest oder ein Schauspieler ein Stück zu und in einer Bäckerei aufführt. Eine Bäckerei, die es so in Basel noch nicht gibt, die einlädt und die sich von der Konkurrenz, die es gleich um die Ecke hat, abhebt.
Die Idee ist wirklich nicht fertige Dinge auf den Tisch zu legen – sondern eben wirklich halbfertige.
Aus der Unterhaltung mit Felicia, Lea und Leon zeichnen sich die Gedanken und Diskussionen über Kulinarik und konkret auch Brot, die sich die drei bereits gemacht haben, ab. So können Bewegungen der Prozessgestaltung auch im Brot und Backen gesehen und verständlich gemacht werden. So steht beispielsweise auch das Sortiment noch nicht fest. Dies werden sie gemeinsam mit dem zukünftigen Bäcker erst noch ausarbeiten. «Wir werden das Sortiment wahrscheinlich speziell am Anfang, aber auch ständig, immer wieder, hinterfragen und anpassen müssen. Denn wir sind nicht unbedingt die Bäckerei, die eine tiefgründige Marktanalyse macht und herausfinden will, welches Brot am meisten Absatz findet.» Analyse findet trotzdem statt: am Esstisch, bei guter Gemeinschaft und mit dem mitgebrachten Lieblingsbrot der anwesenden Veranstaltungsbesucher.
Felicia, Lea und Leon sehen sich nicht in einer klassischen Rollenverteilung, wo jeder eine fixe Aufgabe hat, der er oder sie nachgehen soll. «Es gibt einerseits eine Fähigkeit und anderseits Lüste, die man hat und die müssen nicht unbedingt immer deckungsgleich sein. Wichtig dabei ist die Lust, den Mut und das Vertrauen zu haben, dass ein Prozess eben ein Prozess ist. Und dass dieser auch lebendig ist und dass man selbst auch irgendwie die Flexibilität und die Intelligenz hat, diesen Prozess ins Rollen zu bringen, nachzugehen und den gut zu gestalten.»
Respekt, Bäckerei KULT. Ihr habt uns an diesem Morgen die Prozessgestaltung veranschaulicht und sie erleb– und bald auch essbar gemacht. Darauf freuen wir uns!