Als konkret überprüfbare Ergänzung zum geplanten Arbeits-Kongress soll in Mulhouse eine Reihe von Versuchen gefahren werden, mit welchen wir uns an das gewagte Vorhaben eines eigenen Freizeitparks zur Zukunft der Arbeit herantasten wollen. Die inhaltliche Verbindung von Freizeit und Arbeitslosigkeit wirkt ausreichend stark, und so werden wir sehr viele BesucherInnen haben.
Gemeinsam mit Berufsschulen aus Mulhouse bauen wir eine Experimentalwerkstatt bei motoco auf. Dies geschieht im gegenseitigen Interesse – verfügen die Berufsschulen doch über hervorragendes Handwerk, während motoco offenen Freiraum und kreative Annäherung bieten kann, was beides wiederum in den Schulen radikal fehlt. In unserer gemeinsamen Werkstatt sollen Installationen entstehen, die neue Produktionsformen vorführen.
Uns fasziniert nicht zuletzt die unternehmerische Vorstellung, dass Besucherinnen unseres Parks bei uns eindrückliche Formen von Arbeitsprozessen erleben werden, mit denen quasi in Echtzeit, auf magische, spektakuläre Weise Produkte live vor den Augen des Publikums hergestellt werden, und dass diese Produkte dann auch direkt gekauft werden dürften, als Souvenir und als nach dem eigenen Kundenwunsch konfiguriertes Einzelstück. Auf diese Weise soll eine höhere Wertigkeit des Produkts entstehen, das nicht mehr einfach als sinnloser Kauf nach kurzer Zeit weggeworfen, sondern als Erinnerung an einen guten Tag in Mulhouse langfristig geschätzt wird. Der Verfasser dieser Zeilen hat als Fünfjähriger in Süditalien erlebt, wie auf einem Dorfplatz ein Weinfass hergestellt wurde – von den Bildern und Tönen, vom Dampf, dem Feuer, den glühenden Metallreifen und den Hammerschlägen auf die Fassdauben träumt er noch heute. Solch eine Produktion kann sehr schön, würdig und eindrücklich sein.
Aktuell fragen wir uns, wie denn solche Arbeitsprozesse publikumswirksam inszeniert werden sollen – welche Auftrittsformen, Bewegungsabläufe, Stories wirken stark nach? Wie können daraus der konstruktive Aufbruch und der Mut zum eigenen Handeln entstehen? Welche Bewegungsabläufe bleiben für die Darsteller/Arbeiter interessant und gesund, und wie kann man diese Leute in ein würdiges Licht setzen? Diese Recherche wird auf eine enge Zusammenarbeit mit Dramaturgen, Choreographen, Jahrmarktsgauklern, Schauspielschulen und Strassentheatern angewiesen sein.
Wollen unsere zukünftigen Handwerks-Performance-Fabrikations-Künstler überhaupt mit ihren KonsumentInnen in Austausch treten, oder ist dies nur eine lästige Überforderung? Alle Fragen lassen sich am einfachsten experimentell in unserem Freizeitpark beantworten, denn da wird es beliebte Stände geben und auch konsequente Flopps. Die offene Marktsituation unseres Parks wollen wir als beschleunigte Feedbackform und permanente Installation zur Markterforschung nutzen.