Wie können wir zusammen leben? Wie können wir Zukunft gestalten? Und handeln wir in der Gegenwart?
Das HyperWerk ist ein Ökosystem für eine innovative Gestaltungslehre, ein pädagogisches Experiment, eine Befähigung zu gesellschaftlicher Transformation, Spekulation und Prozessgestaltung. Prozesse gestalten, Projekte entwickeln, Entwicklungen aufspüren, Veränderungen diskutieren, Vorschläge ausstellen, Möglichkeiten aufzeigen, Medien erproben, Digitalisierung verstehen, Fragen stellen und Antworten geben!
Am HyperWerk gilt es, Freiheit auszuhalten. Die Freiheit den eigenen Weg zu finden, und die Freiheit, in einer Gemeinschaft zusammen zu arbeiten. Wir ermöglichen individuelle Lernwege und handeln die Grenzen gemeinsam aus.
HyperWerk
Das Jahr am HyperWerk beginnt im September und ist in sechs Module gegliedert, die die Stationen eines Gestaltungsprozesses abbilden. Innerhalb jedes Moduls finden pro Woche bis zu vier unterschiedliche Workshops statt, an denen die Studierenden teilnehmen können. Jedes Modul wird mit einer Fokuswoche abgeschlossen, die der Präsentation und Reflexion des Gelernten dient. Alle Studierenden und Lehrenden kommen zusammen und entwickeln das Studium am HyperWerk kontinuierlich weiter. Parallel dazu arbeiten die Studierenden selbständig an ihren Lernstücken und Projekten. Am HyperWerk lernen die Jahrgänge miteinander und voneinander. Alle Studierenden werden individuell von einer Lehrperson begleitet. In ihrem zweiten Studienjahr entwickeln die Studierenden in einer Recherche- und Debattenphase gemeinsam mit den Lehrenden ein relevantes Jahresthema. Im darauf folgenden Diplomjahr richtet das gesamte HyperWerk seine Module und Workshops an diesem Jahresthema aus. So arbeiten wir immer wieder neu an aktuell wichtigen Fragen. Unser aktuelles Jahresthema heisst: KOMMIT TO CONFLICT.
Module
1. analyze: Das Jahresthema wird recherchiert und in seinen jeweils relevanten Kontexten – den kulturellen, ökonomischen, sozialen, philosophischen oder technologischen – analysiert. Es werden Kriterien für die nachfolgenden Module entwickelt.
2. design: Welche Möglichkeiten kann ich nutzen, um meine Vorstellungen bildlich fassbar zu machen? Wie kann ich einen Prototypen, ein Modell meiner Ideen gestalten? Welche Form kann ich wählen, welche Form kann ich wie gestalten?
3. interact: Wie kann ich eine Botschaft, eine Idee, eine Absicht kommunizieren? Welche Medien kann ich benutzen? Wie kann ich Verbindlichkeit herstellen, Spielregeln gestalten, Partner gewinnen? Welche Rollen und Verhaltensmuster entstehen in der Interaktion?
4. manage: Versprechen, Hoffnungen, Schwierigkeiten, Kosten: Szenarien werden als Entscheidungsgrundlage entwickelt und beurteilt. Wie kann ich grössere Zusammenhänge erkennen, und wie kann ich sie nutzen?
5. solve/produce: Die eigene Idee wird im Kontext bestehender Möglichkeiten auf ihre technische Realisierbarkeit hin überprüft. Prozesse werden evaluiert und aufgearbeitet; abschliessende Formen für ein Produkt werden gestaltet.
6. assemble/reflect: Das Jahresthema wird in seiner Durchführung als ein Prozess erfahrbar, der auf verschiedenen Ebenen stattgefunden hat. In der Reflexion werden die verschiedenen Aspekte zu einem Kommentar verdichtet und als Buch, Film, Modell, Produkt, Konzept, Website, Hörspiel, Tagung oder Ausstellung präsentiert.
Mentoring
Die Studierenden am HyperWerk werden in ihren individuellen Lernprozessen von Mentor*innen begleitet. Der regelmässige Dialog zwischen Mentor*in und Mentee ist die wichtigste Schnittstelle zwischen den Studierenden und den Lehrenden. So wird eine Kultur des Austauschs, des Vertrauens und der Verbindlichkeit erreicht. Den Studierenden wird eine eng begleitete Reflexion und konstruktiv-kritische Auseinandersetzung mit ihren Projekten, den Studieninhalten und ihren individuellen Lernfortschritten ermöglicht. Zum Einstieg in diese Gespräche dient die Dokumentation der jeweiligen Module, die beschreibt, woran die Studierenden arbeiten, was sie lernen und wo sie und ihre Projekte stehen.
Workshop
Um die grosse Bandbreite des aktuell erforderlichen Wissens und Könnens anzubieten, werden Spezialist*innen ihres jeweiligen Fachs, Expert*innen, Künstler*innen, Praktiker*innen ans HyperWerk eingeladen, um Workshops zu geben. Die Themen reichen von Philosophie und Mikroarchitektur, Illustration und Präsentationstechniken über Film, Fotografie, Organisationsstrategien, Meditation, Feminismus, Kulturanthropologie, Virtual Reality und FabLabs bis hin zu Robotik und Transhumanismus. Die meisten Workshops dauern zwischen einem und vier Tage. Die Studierenden stellen sich ihr individuelles, für den jeweiligen Arbeitsschwerpunkt sinnvolles Workshopprogramm zusammen und sprechen es mit dem*r Mentor*in ab. Studentische Vorschläge und Initiativen zum Workshopangebot sind sehr willkommen und werden in einer der drei Fokusse besprochen. Anmeldungen zur Workshopteilnahme sind verbindlich und verpflichten zum Besuch des gesamten Workshops.
Projekt/Lernstück
Die Durchführung eines individuellen Lernstücks, die Mitarbeit an einem Projekt oder die Leitung eines eigenen Projekts sind wesentliche Bestandteile des Studiums am HyperWerk.
Mit einem Lernstück fördert HyperWerk selbstorganisiertes Lernen: In kurzen, intensiven Phasen können Studierende sich mit einem abgegrenzten Lernstoff befassen – mit einer Software, einem Text oder einem gesellschaftlichen Problem, einer formalen Herausforderung oder einem neuen Ort. Die in diesem Zeitraum erlernten spezifischen Fähigkeiten sollten in einem Bezug zu einem Projekt und zum Jahresthema stehen oder auf ein zu begründendes Interesse des*r Studierenden bezogen sein und werden mit den Mentor*innen abgestimmt.
Projekte sind Gruppenarbeiten und gehen jeweils von einer klaren Absichten mit zeitlichen, technischen und finanziellen Rahmenbedingungen aus. Bei der Auswahl der Zielsetzungen stehen didaktische sowie praktische Kriterien im Vordergrund. In einem ersten Schritt wird eine Projektskizze formuliert, eine vorwegnehmende, stark verdichtete Zusammenfassung, die Aussagen zu Idee und Ausgangslage, zum Projektziel, zur Vorgehensweise und zum erwarteten Ergebnis enthält. Um vom HyperWerk mit Ausrüstung, Beratung und Organisation als Studienprojekt unterstützt zu werden, müssen sich mindestens drei Studierende gemeinsam engagieren. Neben den von Studierenden initiierten Projekten gibt es auch institutionelle Projekte mit externen Partner*innen, die in Etappen über einen längeren Zeitraum laufen und an denen sich viele Studierende beteiligen.
Fokusse
Die Projekte werden in einer von drei zur Wahl stehenden Fokusse besprochen und begleitet. Dort werden auch Ideen für Workshops entwickelt und die Kontinuität des Lernens ermöglicht.
Der Fokus a/m ist mit den Modulen analyze und manage verzahnt. Fokus a/m beschäftigt sich mit Analyse und Recherche und dem Weg vom Erkennen ins Handeln. Wir schauen wir auf die Welt? Wie kommen wir zu präzisen Fragestellungen und definieren Probleme? Wie entwickeln wir auf dieser Basis Lösungsansätze und organisieren das konkrete Handeln? Und wie haben das andere HyperWerker*innen gemacht?
Der Fokus d/s/p bezieht sich auf die Module design und solve/produce und pflegt den Wissensaustausch über Gestaltung, Technik und ihre gesellschaftlichen Implikationen. Es geht um Materialien und ihre Ästhetik. Welche Möglichkeiten der Wissensaneignung gibt es, und wie können wir voneinander lernen?
Der Fokus i/a/r ist mit den Modulen interact und assemble/reflect verbunden und beschäftigt sich mit der Medialität von visueller Kultur, sozialen Prozessen und der Kommunikation von Projekten. Wer spricht? Wer soll adressiert werden? Was sind Mittel und Wege, dem Inhalt entsprechend zu kommunizieren? Und was kommt als Botschaft tatsächlich an? Wir besuchen Ausstellungen und andere Veranstaltungen und lernen, sie kritisch zu reflektieren. Zudem laden wir Expert*innen ein, untersuchen ihre Entwürfe, Formate, Produkte, Interaktionen – und diskutieren sie im Fokus in BezugVerbindung zu Projekten der Studierenden.
Prüfungen/Bachelorthesis
Die erste Zwischenprüfung schliesst das erste Studienjahr ab und dient der persönlichen Rückschau auf das Studienjahr, auf die eigenen Lernerfolge und Fehlschläge, sowie der Orientierung und dem Ausblick auf das nächste Studienjahr. Eine schriftliche Dokumentation der geleisteten Arbeiten in den Studienschwerpunkten Gestaltung, Technik und Prozessentwicklung, einschliesslich der Schilderung des persönlichen Höhen und Tiefen des Jahres, bildet den einen Teil der Prüfung. Der zweite Teil besteht aus einer mündlichen Präsentation dieser Punkte vor einer Jury, die aus Mitgliedern des Teams besteht und von studentischen Beisitzern unterstützt wird. Sie bewertet den Studienfortschritt des ersten Jahres und spricht ihre Empfehlungen für die Studiengestaltung im zweiten Jahr aus.
Den Abschluss des zweiten Studienjahres bildet die zweite Zwischenprüfung. Sie gleicht formal der ersten, besteht also ebenfalls aus schriflicher Arbeit und mündlicher Präsentation. Inhalt und Intention dieser Prüfung sind jedoch andere. Der erfolgreiche Abschluss der zweiten Zwischenprüfung stellt die Befähigung unter Beweis, in das dritte Studienjahr einzutreten und an einem Bachelorprojekt zu arbeiten. Hierzu zählen insbesondere die Fähigkeiten, die eigene Projektarbeit aus unterschiedlichen Perspektiven zu analysieren, zu reflektieren und zu kontextualisieren.
Das dritte Studienjahr gliedert sich in drei Teile: das Bachelorprojekt, dessen Umsetzung das gesamte dritte Studienjahr einnimmt; die schriftliche Bachelorthesis, die das Projekt dokumentiert und reflektiert; und die abschliessende mündliche Bachelorprüfung. Gegenstand der Prüfung ist die Präsentation des Bachelorprojekts vor einer Jury, die aus am Institut Lehrenden und externen Mitgliedern besteht. Für Bachelorprojekte gelten dieselben Anforderungen wie für Projekte; jedoch gilt zusätzlich die modulbezogene Lieferung von Zwischenergebnissen. Der Ablauf der Prüfungen zum Erwerb des Bachelor wird in einer jährlich neu zu formulierenden Vereinbarung festgelegt: Die Studierenden haben also Mitsprache beim Ablauf ihres Abschlussjahres. Auch die Konzeption und Planung der Ausstellung und der Publikation liegt in ihren Händen.
Infrastruktur
HyperWerk verfügt über ein umfangreiches Lager und eine grosse Werkstatt mit Technik und Geräten für eigene Ideen und Projekte.
Das Lager enthält Foto- und Videokameras, Projektoren, Computer, Monitore, Licht- und Tonequipment, Kabel, Stecker, Adapter und viele sehr spezielle Dinge. Die meisten Geräte sind für die Studierenden ausleihbar, und es gibt technische Beratung dazu.
Die Werkstatt ist in zwei Bereiche geteilt: Der erste wird elektronisch und digital bespielt, und dank des grossen Tisches und vieler Stühle dient er auch als Besprechungszone. Hier gibt es 3D-Drucker und Platinenprinter, eine kompakte CNC-Fräse, potente Computer, Messgeräte und den anscheinend endlosen Kleinkram, der benötigt wird, um mit Lötkolben, Arduinos, Widerständen, Schrittmotoren, Potentiometern und so weiter umzugehen.
Der hintere Bereich ist eher dem Analogen gewidmet: Zur Verfügung stehen leichte stationäre sowie diverse Handmaschinen für Holz- und für Metallbearbeitung, eine Ledernähmaschine und viele Handwerkzeuge.
Und es gibt noch unsere Roboter. Bislang ist nicht abschliessend geklärt, ob sie für uns ein hilfreiches Werkzeug oder Arbeitsinhalt und Aufgabe sind – faszinierend als Maschinen sind sie allemal.
Die Idee dieser Werkstatt ist: Sie soll schnelle, improvisierte Versuche und assoziatives Arbeiten ermöglichen, deshalb ist sie auch 24/7 zugänglich. Werkstücke können auch mal liegen gelassen werden, und es finden sich Reste und Spuren von verschiedenen Materialien und Prozessen, die hier bereits stattgefunden haben.
Für grössere Projekte stehen den Studierenden auf dem Campus der Hochschule für Gestaltung und Kunst weitere, spezialisierte Werkstätten zur Verfügung:
Metallwerkstatt, Holzwerkstatt, Kunststoff- und Lackierwerkstatt, Bildhauerwerkstatt, Buchbinderei und Siebdruck, sowie Rapid Prototyping mit Lasercuttern, 3D-Druckern und Fräsen. Darüber hinaus gibt es auch professionelle Audio- und Videostudios und eine gut sortierte Mediathek.